Persönlichkeiten aus dem Bergell
Zaccaria Giacometti
(* 26. September 1893 in Stampa, † 10. August 1970 in Zürich)
Der Name Giacometti und die Kunst fallen meist in einem Atemzug. Doch soll sich dieser Text nicht der Kunst, sondern der Juristerei widmen. Denn der Namensvetter Zaccaria Giacometti hat sich nicht etwa einen Ruf als Künstler, sondern als Rechtswissenschaftler und wichtiger liberal-demokratischer Staatsdenker gemacht.
Zaccaria wurde 1893 in Stampa geboren. Sowohl mütterlicher- wie auch väterlicherseits war er mit der Künstlerfamilie Giacometti verwandt – die Mutter Albertos, Diegos und Brunos war seine Tante und der Vater, Giovanni Giacometti, war ein Cousin zweiten Grades. Bereits früh verlor Zaccaria seine Eltern, wuchs fortan bei einem Grossonkel und auch bei der Künstlerfamilie Giacometti auf. In Jugendjahren verliess er das Bergell, um in Schiers das Gymnasium zu besuchen. Laut einem damaligen Mitschüler soll er dort grosses Ansehen und Bewunderung genossen und seine Mitschüler durch Geist, Bildung und Kunstsinn in den Schatten gestellt haben. Auch sein ungewöhnlich üppig mit der hochkarätigen Kunst von Giovanni Giacometti ausgestattetes Jugendzimmer beeindruckte.
Der junge Zaccaria interessierte sich für theologische und philosophische Schriften und beabsichtigte zunächst, Philosophie zu studieren, entschied sich aber dann trotzdem für die Juristerei. Zuerst an der Universität Basel, später an der Universität Zürich tauchte er in die Welt der Rechtswissenschaft ein und schrieb seine Dissertation über die Trennung von Kirche und Staat. 1924 habilitierte er und 1927 wurde er von der Universität Zürich zum ausserordentlichen Professor für Öffentliches Recht ernannt.
Giacometti galt als strenger, nüchterner und geradliniger Dozent von zwingender Logik, der die Rechtsordnung konsequent zu Ende dachte. Er konzipierte seine Vorlesungen nicht zu Unterhaltungszwecken, sondern wollte seine Studenten zum Nachdenken und Überlegen anregen.

Er war Verfechter des Liberalismus und des Rechtsstaats und blieb auch während Zeiten des Zweiten Weltkriegs, als das autoritäre Denken auch in den bürgerlichen Parteien der Schweiz Resonanz erfuhr, ein Skeptiker autoritärer Herrschaftsformen. Insbesondere das Vollmachtenregime der Eidgenossenschaft kritisierte er scharf und sah die demokratische und liberale Ordnung der Schweiz gefährdet. Immanuel Kants Maxime «allein die Freiheit zum Prinzip» setzte auch Giacometti seinem Rechtsdenken voraus. 1960 veröffentlichte Giacometti einen ersten und einzigen Band zu den Allgemeinen Lehren des Verwaltungsrechts, worin er für eigenwillige, zuweilen gegen die Praxis gerichtete Ideen einstand, die mitunter kritisch rezensiert wurden. Das Werk mit Giacomettis Darlegung seiner kompromisslosen Idee von Freiheit wurde mit dem Werk eines Philosophen verglichen. Trotz der kritischen Stimmen gilt dieses Werk dank seinem graziösen Aufbau und filigranen Verstrebungen zu den grossen Kulturleistungen des juristischen Denkens des 20. Jahrhunderts. Zaccaria Giacometti hat einen bedeutenden Beitrag zur Schweizer Staatslehre geleistet. Er war ein Charakterkopf, der sowohl im Hörsaal wie auch in der Öffentlichkeit seine eigenständigen, klaren, zuweilen unbequemen Positionen mit glasklarer und schonungsloser Logik vertrat und sich dafür ebenso grosse Bewunderung wie Ablehnung einholte.
1961 trat Giacometti aufgrund einer Erkrankung von seiner Professur zurück und verstarb 1970 in Zürich. Seine sterblichen Überreste haben den Weg zurück ins Bergell gefunden und ruhen auf dem Friedhof der Kirche San Giorgio in Borgonovo.
Das familiäre Aufwachsen in der Künstlerfamilie Giacometti rüttelt immer wieder die Frage auf, welche Rolle die Kunst im rechtwissenschaftlichen Schaffens Giacomettis gespielt hat. Tatsächlich lassen sich keine Hinweise finden, dass sich Zaccaria Giacometti in seinem Wirken als Professor von seiner Herkunft beeinflussen liess. Jedoch sagt man ihm nach, dass er sich in seinem Schaffen, ähnlich wie sein Cousin Alberto Giacometti bei seiner Suche nach dem Ausdruck von Gestalt, nie von äusseren Umständen und Meinungen beirren liess. Zudem hat das Aufwachsen in der weltberühmten Künstlerfamilie Giacometti zur Folge, dass wohl von keinem anderen Staatsrechtler so viele Ölbilder und Tuschezeichnungen existieren, wie von Zaccaria Giacometti.
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Artikel Bildquelle: Kleinbild Teaser – Mit einer Rose im Knopfloch | UZH News | UZH Ausschnitt aus einem Gemälde von Alberto Giacometti und Portrait oben: Zaccaria Giacometti von Giovanni Giacometti – Zaccaria Giacometti – Wikipedia (um 1915).
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